Binäre Optionen Glücksspiel? Die Nachteile des Finanzprodukts

Binäre Optionen bieten hohe Chancen, darauf weisen die Broker gerne hin. Weniger gern sprechen sie über die Risiken, die der Handel auch mit sich bringt. Der Totalverlust des eingezahlten Kapitals ist nicht unwahrscheinlich.

Binäre Optionen Nachteile:

  • Hohe Verluste möglich
  • Verluste höher als Gewinne
  • Einflussnahme des Brokers denkbar
  • Kurze Laufzeit heißt hohes Risiko

Vom Wesen der Binären Optionen

Binäre Optionen gehören zum Bereich der Finanzwetten. Am einfachsten versteht man ihr Wesen deshalb, wenn man sie mit Wetten vergleicht und nicht mit dem Kauf einer Aktie oder einer regulären Option. Denn bei der Binären Option ist nur entscheidend, ob der Basiswert sich in die vorhergesagte Richtung entwickelt hat. Anders ausgedrückt, man wettet darauf ob der Kurs steigt oder fällt.

Ist die Vorhersage richtig, dann wird zusätzlich zum investierten Kapital ein vorher festgelegter Gewinn ausgezahlt, beispielsweise 70 Prozent der Investition. Ist die Vorhersage falsch, die Option also aus dem Geld, dann ist der gesamte Einsatz oder ein hoher Prozentsatz verloren. Weil es nur diese beiden Möglichkeiten gibt, spricht man von binären oder digitalen Optionen.

Streng genommen gibt es auch noch eine dritte Variante, nämlich einen unveränderten Kurs. Das allerdings kommt selten vor, meist wird der Einsatz dann ohne Gewinn oder Verlust zurückgezahlt, andere Broker definieren das als Verlust.

Bei einer regulären Option ist der Wert dagegen von dem des Basiswertes abhängig. Je weiter der Marktpreis vom in der Option festgelegten Kurs entfernt ist, desto größer der Gewinn, sofern die Option im Geld ist. Ist sie aus dem Geld, dann ist auch hier die Option wertlos.

Gewinne und Verluste

Aktienbroker verdienen ihr Geld über Depot- und Ordergebühren. Bei CFD-Brokern fallen teilweise ebenfalls Transaktionsgebühren an, andere finanzieren sich aus dem Spread, der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs. Auch bei Binären Optionen finanziert sich der Broker aus einer Art Spread, nämlich dem Unterschied zwischen möglichen Gewinnen und Verlusten.

Bei klassischen Binären Optionen setzten Anleger nur auf steigende oder fallende Kurse. Es gibt also zwei Möglichkeiten, bei einer gewinnt und bei einer verliert der Anleger. Allerdings sind die potentiellen Verluste immer etwas höher als die Gewinne.

Oft ist der Einsatz verloren, wenn die Option aus dem Geld ist. Der mögliche Gewinn liegt dann aber nicht bei ebenfalls 100 Prozent, sondern beispielsweise bei 85 Prozent. Gibt es eine Verlustabsicherung, reduziert sich im Gegenzug meist der mögliche Gewinn. Der mögliche Verlust liegt bei allen Brokern über dem Gewinn, bietet ein Unternehmen beispielsweise 15 Prozent Absicherung, wenn die Option aus dem Geld ist, dann verliert der Trader maximal 85. Der mögliche Gewinn liegt in diesem Fall dann immer unter 85 Prozent, meist sogar unter 70 Prozent.

Ein Beispiel:

Ein Broker bietet eine Verlustabsicherung von 10 Prozent und einen möglichen Gewinn von 75 Prozent. Ein Trader investiert 25 Mal 100 Euro und hat in 13 Fällen Erfolg. Für diese Trades erhält er dann die 100 Euro Einzahlung plus einen Gewinn von 75 Prozent, also 2.275 Euro. In zwölf Fällen war die Option aus dem Geld, hier erhält er nur die Verlustabsicherung von jeweils 10 Euro, also insgesamt 120 Euro. Unterm Strich hat der Trader also 105 Euro verloren, obwohl er häufiger richtig als falsch lag. Erst wenn er 14 von 25 Trades im Geld abgeschlossen hat, macht er 60 Euro Gewinn.

Binäre Optionen Nachteile

Zahlt der Broker einen Gewinn von 70 Prozent, wenn die Option im Geld ist, dann muss der Trader in 59 Prozent der Fälle richtig liegen, damit er Gewinn macht. Je höher die Gewinne, desto schneller ist das Ziel erreicht, bei einem Gewinn von 90 Prozent muss der Trader nur in 53 Prozent der Fälle richtig liegen. Zahlt der Broker eine Verlustabsicherung, lässt sich in der Grafik näherungsweise der Wert für Gewinn plus Verlustabsicherung heranziehen, bei 70 Prozent Gewinn und 10 Prozent Verlustabsicherung also 80 Prozent. Der genaue Wert liegt aber etwas höher, denn wenn ein Trader in 57 Prozent richtig liegt, profitiert er nur in 43 Prozent von der Verlustabsicherung, erhält aber in 57 Prozent der Fälle weniger Geld als bei einem Gewinn von 80 Prozent.

Wer Gewinne machen will, der muss also in mehr als 50 Prozent richtig liegen. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Schließlich würde niemand solche Geschäfte anbieten, wenn sich die Kursentwicklung so einfach vorhersagen lies. Die Gewinne des Einen sind schließlich die Verluste des Anderen.

Zum Erfolg gehört also auch Glück. Ein reines Glückspiel ist der Handel aber nicht, denn wer gut informiert ist und das richtige Gespür für die Märkte hat, der kann durchaus erfolgreich sein.

Interessenkonflikte beim Handel

Dass die Gewinne des Kunden auch die Verluste des Broker sind, ist eine häufig gehörte Kritik an Binären Optionen. Denn binäre Optionsscheine sind bisher die Ausnahme, stattdessen werden die Optionen direkt mit dem Broker gehandelt. Auch hier bietet sich wieder der Vergleich mit einem Wettanbieter an, der den erfolgreichen Teilnehmern ihre Gewinne auszahlen muss.

Solange ähnlich viele Trader auf steigende wie auf fallende Kurse setzen, ist der Broker auf der sicheren Seite. Die Ergebnisse der obigen Grafik lassen sich auf diese Situation ebenfalls übertragen. Ein Broker, der 80 Prozent Gewinn auszahlt und keine Verlustabsicherung anbietet ist demnach immer im Plus, solange maximal 55,5 Prozent der Trader auf die gleiche Entwicklung setzen. Bei höheren Werten macht er dagegen Verluste, wenn die Anleger richtig liegen.

Das weckt natürlich den Verdacht, dass Broker den Ausgang der Finanzwette manipulieren könnten. Dem Broker stehen auch andere Möglichkeiten zur Verfügung sich abzusichern. Er kann beispielsweise die Gewinnquoten senken oder sich wiederum durch eigene Finanzgeschäfte absichern. Setzen beispielsweise 70 Prozent der Anleger auf einen steigenden DAX, kann der Broker selbst in den DAX investieren.

Wichtig ist dennoch, dass das Unternehmen reguliert ist und klar definiert, welche Kursdaten als Basis dienen, beispielsweise die der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Laufzeit macht’s

Viele Binäre Optionen haben sehr kurze Laufzeiten, teilweise nur 60 Sekunden. Das macht den Handel spannend, gleichzeitig steigen damit aber auch die Chancen und die Risiken. Denn weil die Laufzeit so kurz ist, kann mehrfach Geld investiert werden. Das kann mehrfache Gewinne bedeuten, aber auch mehrfache Verluste.

Es gibt allerdings auch Papiere mit längeren Laufzeiten, vor allem am Wochenende werden oft One Touch Optionen angeboten. Diese laufen mehrere Tage und müssen ein Kursziel nur einmal erreichen und nicht, wie sonst üblich, am Ende der Laufzeit. Außerdem sind die möglichen Gewinne oft deutlich höher, dafür ist aber auch das Kursziel meist anspruchsvoller. Es reicht dann nicht steigende oder fallende Kurse vorherzusagen, sondern der Basiswert muss beispielsweise um mindestens 5,0 Prozent ansteigen.

Fazit

Mit Binären Optionen kann man Geld verdienen und beim Traden viel Spaß haben, allerdings nicht ohne Risiko. Werbung, die ein einfaches und garantiertes Zusatzeinkommen verspricht, ist unseriös. Trader sollten deshalb darauf achten, dass ein Broker auch auf Risiken hinweist wie der Broker Interactive Option und nur mit Geld spekulieren, dessen Verlust sie auch verkraften. Wichtig ist auch die Wahl eines seriösen Brokers. Glückspiel im engeren Sinn ist der Handel aber nicht.

Datum 2015-06-11
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